In eigener Sache: Moloch München geht zum 31.8.2023 in den Ruhestand.
Ich habe mit der Arbeit an der Webseite Moloch München – Eine Stadt wird verkauft im Frühjahr 2019 begonnen: Diese wurde dann im März 2022 im Internet veröffentlicht. Mit dem Abschluss zum Ende August 2023 habe ich über vier Jahre damit verbracht. Mit Moloch München könnte man auch die nächsten Jahrzehnte verbringen. Denn die Situation wird sich nicht ändern: Der Ausverkauf der Stadt geht immer weiter.
Mit der Webseite habe ich versucht, die Systematik dieser fortlaufenden Zerstörung aufzuzeigen, die Methodik der Investoren zu analysieren, Zusammenhänge herzustellen und die Folgen des von der Stadtpolitik propagierten Wachstums zu skizzieren. Man kann somit diese Zerstörungsgeschichte Münchens von 1982 bis zum August 2023 nachlesen.
Die Webseite bleibt im Internet; sie wurde von mir noch bis zum 31.8.2023 aktualisiert. Und so bleibt Moloch München – Eine Stadt wird verkauft als Nachschlagewerk erhalten.
Das ist die aktuelle Situation in München:
– Vom Investoren-Oberbürgermeister Christian Ude (1993 – 2014, 21 Jahre) zum Investoren-Oberbürgermeister Dieter Reiter (*1958): Dieser führt das Amt seit 2014 konturlos und investorenfreundlich und will 2026 noch für eine dritte Amtsperiode kandidieren (dann wäre er OB von 2014 bis 2032, 18 Jahre).
– Eine Stadt-Zu-Baurätin Elisabeth Merk (*1963), die auch schon seit 2007 im Amt ist, ebenfalls investorenfreundlich, dazu eine bekennende Hochhaus-Freundin. Unter ihr wurde die Münchner Stadtplanung zur Serienproduktion gesichtsloser Gewerbegebiete und Wohnmaschinen. Und unter ihrer Ägide soll München zur Hochhausstadt umgebaut werden: mit einer neuen Hochhausstudie eines sorgsam ausgewählten Architekturbüros, mit einem pseudodemokratischen „Bürgergutachten“, mit dem Vehikel Büschl-Hochhäuser an der Paketposthalle. Es scheint so, dass es Frau Merk egal ist, wer unter ihr Oberbürgermeister ist.
– Ein Stadtrat, der am 15.6.2023 die perfekt in die Wege geleitete Hochhausstudie durchgewunken hat.
– Grüne Stadträte, die von „ökologischen Hochhäusern“ schwärmen, den Investoren bereitwillig den Weg freimachen und für die weitere Versiegelung und Überbauung von wichtigen ökologischen Flächen stimmen (siehe Eggarten!).
– Ein Wirtschaftsreferent, der grenzenloses Wachstum propagiert und alle willigen Unternehmen in die Stadt lockt: als gäbe es keine Klimakatastrophe.
– Stadtratsfraktionen, die gerade gemeinsam versuchen, das erfolgreiche Bürgerbegehren Grünflächen erhalten auszuhebeln.
Etc.
Die Investoren fühlen sich seit langem sehr wohl in Deutschlands teuerster und am meisten versiegelter Stadt. Nun begann im Juli 2023 mit René Benkos Signa und Euroboden & Co. der Abschwung: mit Ausverkauf und Insolvenz. Wenn die Geschäfte für die Investoren nicht mehr ganz so prächtig laufen, ruft man umgehend nach öffentlicher Unterstützung, nach dem Motto: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
Und so macht der Moloch München wohl weiter.
Die Webseite hat bis heute viele Besucher. Die Münchner Medien haben dagegen so gut wie keine Notiz von ihr genommen hat. Das ist interessant und hat sicher gar nichts mit mächtigen Investoren und Immobilienfirmen zu tun.
Ich danke für das große Interesse an meiner Webseite Moloch München – Eine Stadt wird verkauft. Und ich danke natürlich allen, die in dieser Stadt noch Widerstand gegen die Zerstörungen leisten.
München, im September 2023
Dr. Wolfgang Zängl