Aktualisiert 6.1.2023
April 2022: ÖDP kämpft für Münchner Grünflächen. Die ÖDP hatte das sehr erfolgreiche bayerische Volksbegehren “Rettet die Bienen” initiiert. Jetzt kommt die ÖDP-Initiative “Rettet die Münchner Grünflächen”. “Viele davon sind durch die Grün-Rote Bauwut bedroht, das wollen wir beenden, damit auch in Zukunft noch Naherholung möglich ist.” Zum Programm: hier
April 2022: Über 18 Millionen Euro für Deutsche Wohnen-Chef. Michael Zahn trat nach der Übernahme von Deutsche Wohnen durch Vonovia als Vorstandsvorsitzender zum 31.12.2021 zurück. In dem am 31.3.2022 veröffentlichten Geschäftsbericht 2021 von Deutsche Wohnen sind auf den Seiten 20 und 21 insgesamt 18.259.000 Euro Zuwendungen an Zahn aufgeführt: u. a. Grundvergütung 1,15 Millionen Euro, Vier-Jahres-Variable 8,84 Millionen Euro, Abfindungen 7,3 Millionen für den Rücktritt.1
April 2022: Die nächste Abriss-Kandidatin? In der Wessobrunner Straße 5 in Sendling-Westpark steht eine Villa, die 1938 vom Architekt Ludwig Sattich geplant und von Simon Schmitt gebaut wurde. Ortshistoriker um den Architekten Klaus Huber haben dem BA Sendling empfohlen, die Villa unter Denkmalschutz stellen zu lassen. In der Gegend sind schon viele wertvolle Häuser dem Abriss anheimgefallen.2
April 2022: Gorillas in der Maxvorstadt. In der Gabelsbergerstraße 28 sitzt eine Niederlassung des Auslieferungsdienstes Gorillas. Das Vorder- und Rückgebäude soll abgerissen werden und einem Neubau Platz machen. Der Vorbescheid für das Bauvorhaben mit 2369 qm Wohnfläche und 2541 qm Gewerbefläche wurde gerade vom BA Maxvorstadt abgelehnt: Der Abriss wäre eine “Belastung für Klima, Umwelt und die Gesundheit der umliegenden Anwohner”, so der BA. Ein Sprecher des Planungsreferats betonte, es zähle nur, ob die rechtlichen Voraussetzungen für das Bauvorhaben erfüllt seien. Der Eigentümer könne das Gebäude ohne Genehmigung abreißen: Dieser Abriss sei nur anzeigepflichtig. Unklar ist auch die Struktur der Wohnungen – erfahrungsgemäß vermutlich große Luxuswohnungen. Wohnungen würde der BA akzeptieren, einen Auszug der Gorillas sehr gerne auch. Der Lieferservice produziere im Lager an der Lothstraße und an der Gabelsbergerstraße 28 Lärm und Straßenblockaden. Gorillas haben nun für beide Standorte die Nutzungsänderung für einen Online-Supermarkt beantragt. Dies lehnten beide betroffene BAs ab, da die Online-Supermärkte nicht mit Wohngebieten kompatibel seien.3
April 2022: Ehret und Klein investieren weiter. Die Investorenfirma Ehret und Klein aus Starnberg ist am Projekt “Candid-Tor” zwischen Candidplatz, Candidstraße und Mittlerem Ring beteiligt; sie errichtet gemeinsam mit der Büschl Unternehmensgruppe an der Ecke Bayer- und Schillerstraße ein neues Büro- und Geschäftshaus und am Heimeranplatz (Ecke Ridlerstraße und Garmischer Straße) ein Bürohochhaus mit 14 Geschossen. Dazu sollen die zwei Gebäude in der Schwanthalerstraße 55 und 57 mit zusammen 10.600 qm Nutzfläche für ein Bürohaus mit Gastronomie saniert werden. Im Januar 2021 kaufte Ehret und Klein das denkmalgeschützte Kesselhaus des Schwabinger Krankenhauses aus dem Jahr 1906/07 mit 3000 qm Grund. Hier werden Kessel und Rohrleitungen entfernt und loftartige Büros geplant. Diverse Ebenen mit zusammen etwa 2300 qm Geschossfläche sind geplant zur Nutzung für z. B. Anwalts- und Steuerkanzleien. Daneben werden östlich und westlich vom Kesselhaus niedere Anbauten mit einem Satteldach und jeweils 400 qm und einer Tiefgarage errichtet.4
April 2022: Arbeiten am neuen Strafjustizzentrum. Wie schon im Dezember 2020 erwähnt: Die Halbwertszeit modernerer Betonbauten ist nicht sehr hoch. Das Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße wurde in den siebziger Jahren erbaut. Nun hat es ausgedient: asbesthaltig, maroder Beton, Tragfähigkeit von Decken problematisch: Also wird abgerissen. Das neue Strafjustizzentrum am Leonrodplatz wurde 2015 begonnen und soll 2023 fertiggestellt sein. Die Kostensteigerung ging bis 2020 von 300 auf 400 Millionen Euro.5 – Nun soll der siebenstöckige Bau erst 2024 fertig sein. 500 Handwerkerarbeiten hier täglich an der 40.000 qm großen Nutzfläche bzw. 440.000 Kubikmeter.6
Ob der Neubau wohl länger halten wird wie der Bau aus den siebziger Jahren?
April 2022: Die Ampelkoalition schafft ein Bürokratie-Monster. Die Belastung bei der Heizkostenabrechnung durch den CO2-Preis soll je nach dem Energiespar-Standard zwischen Vermieter und Mieter verteilt werden. Darauf haben sich Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Wohnungsministerin Klara Geywitz (SPD) und Justizminister Marco Buschmann (FDP) geeinigt. Aktuell bezahlt der Mieter den Aufschlag bei fossilen Brennstoffen Gas und Öl: Das sind 30 Euro pro Tonne. Wenn das Gebäude mindestens dem Standard EFH 55 entspricht (weniger als 12 kg CO2), muss der Mieter diese Summe übernehmen. Bei schlecht gedämmten Wohngebäuden (ab 52 kg CO2) muss der Vermieter bis zu 90 Prozent übernehmen. Es gibt zehn Stufen der Berechnung: von 100 Prozent guter Dämmung bis zu nur 10 Prozent Dämmung. Damit soll ein Anreiz für die Vermieter zur energetischen Sanierung geschaffen werden. Ausnahmen gibt es für denkmalgeschützte Gebäude und in Milieuschutzgebieten. Gelten soll die neue Berechnung ab 1.1.2023. Der CO2-Preis wird bis 2025 auf 55 Euro steigen. Die Reaktionen darauf fielen sehr zwiespältig aus. Der Mieterbund kritisierte das späte Inkrafttreten, gerade weil 2022 die Heizkosten explodieren. Der FDP-Wohnungsexperte Daniel Föst äußerte, ein früherer Termin sei wegen der zusätzlich nötigen Ablesung während des Jahres nicht möglich gewesen.7
Erläuterungen: Die Klimaabgabe pro Tonne CO2 liegt 2022 bei 30 Euro. Bei einem Liter Heizöl sind dies 8 Cent/Liter, bei Erdgas 0,5 Cent/kWh. Beim Energiestandard EH55 darf ein Gebäude nur 55 Prozent eines durchschnittlichen Standardhauses verbrauchen: Hier müssen die Mieter die Klimaabgabe allein bezahlen. Der Deutsche Mieterbund geht von einer Mehrbelastung einer unsanierten Wohnung von jährlich bis zu 130 Euro bei Gas (2025: 238 Euro) und 190 Euro bei Erdöl (2025: 350 Eur0) aus. Durch die Klimaabgabe sollen Hauseigentümer und Vermieter Anreize für eine energetische Sanierung bekommen, gleichzeitig Mieter in den sanierten Wohnungen Energie einsparen. Für gewerbliche Gebäude wie Geschäfte und Büros werden die Kosten der Klimaabgabe im Regelfall jeweils zur Hälfte aufgeteilt.8
Nachtrag Mai 2022: Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) will nun doch die Energieausweise als Modell-Grundlage verwenden. Justizminister Marco Buschmann (FDP) sprach von einer bürokratiearmen Lösung, die auch für private Vermieter handhabbar sei. Der Deutsche Mieterbund forderte eine Befreiung der Mieter von der CO2-Abgabe. Der Eigentümer Haus + Grund lehnte das Berechnungssystem ab und sprach von einer einseitigen Umverteilung zu Lasten der Vermieter.9
April 2022: Ökologische Gewerbegebiete? Der Kriterienkatalog aus dem Jahr 2019 hatte 100 Punkte: Das Kriterium Arbeitsmarkt hatte 40 Punkte, Wirtschaftskraft 35, Umweltschutz/Ökologisches Wirtschaften 25 Punkte. Am 5.4.2022 hat nun der Wirtschaftsausschuss des Münchner Stadtrats beschlossen, dass bei der Vergabe städtischer Gewerbegebiete die Kriterien Umweltschutz/Ökologisches Wirtschaften genauso gewertet werden wie die Kriterien Arbeitsmarkt und Wirtschaftskraft. Die Stadt hat allerdings wenige Flächen für Gewerbezwecke. Im Gewerbegebiet Drosselweg/Trudering wurden 1000 und 1500 qm vergeben, im Gewerbegebiet Junkers in Allach elf Parzellen mit 1000 bis 5000 qm. Im neuen Gewerbeflächenentwicklungsplan sind 35 Hektar vorgesehen, für die aber noch Baurecht geschaffen werden muss.10
April 2022: Neue KfW-Förderung. Ab 20.4.2022 kann man bei der KfW-Bank wieder Förderanträge einreichen: allerdings nur noch für den KfW-40-Standard und nur im Volumen von einer Milliarde Euro. Um die Förderung zu strecken, wird der Förderumfang halbiert. Maximal sind 18.750 Euro möglich. Gasheizungen fallen komplett aus der Förderung. Für die Sanierung bestehender Wohngebäude gibt es KfW-Kredite mit einem Tilgungszuschlag bis zu 75.000 Euro pro Wohnung. Für Teilsanierungen wie z. B. Heizung, Fenster, Dach kann das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Zuschüsse gewähren, ebenso für die Kosten eines Energieberaters.11
Nachtrag: Wenige Stunden nach der Neuauflage der Förderung meldete die KfW auf ihrer Webseite: “Bitte stellen Sie keinen Antrag mehr.” Die Milliarde war in drei Stunden vergeben. Ab 21.4.2022 soll es für EH-40-Häuser ein neues Programm bis Ende 2022 geben; ab Januar 2023 eine Neubauförderung “Klimafreundliches Bauen”.12
Nachtrag Juni 2022: Das Programm, gedacht bis Ende 2022, soll 300 Millionen Euro zur Verfügung haben. Ein neues Programm der Bundesregierung soll unter dem Schlagwort “Klimafreundliches Bauen” die Förderung mit Schwerpunkt auf Sanierungen statt Neubauten legen.13
April 2022: Anhaltende Preistreiberei. Stephan Kippes, der Leiter des Marktforschungsinstituts vom Maklerverband IVD, hat die neuesten Zahlen vorgestellt. 2012 kostete der qm bei Bestands-Eigentumswohnungen mit gutem Wohnwert rund 3700 Euro: Inzwischen liegt er zehn Jahre später, im Frühjahr 2022, bei 7950 Euro. Der qm bei Neubauwohnungen lag 2012 bei 4800 Euro, aktuell bei 11.700 Euro. Die Preise könnten weiter steigen, wenn es laut Kippes nicht drei bestimmende Faktoren gäbe: eine durch den Ukraine hervorgerufene Rezession, einen Anstieg der Kredit-Zinsen und eine steigende Inflationsrate (die aber bei Immobilien preiserhöhend wirken könnte).14
April 2022: Was kostet meine Traumimmobilie? Das Portal immowelt.de hat eine neue Price Map für Städte mit über 200.000 Einwohnern zusammengestellt15. Es wurden auch die durchschnittlichen Quadratmeterpreise der 39 größten deutschen Städte ermittelt. Nach der Registrierung kann man z. B. seine Wunschadresse eingeben, seinen gewünschten Objekttyp mit Größe, Baujahr, Wohngeld etc.16
April 2022: Diskrete russische Villen in München. Die SZ hat zwei Beispiele aufgeführt. Die 1897 nach Plänen von Architekt Max Littmann erbaute Villa in der Maria-Theresia-Straße 4a am Friedensengel wurde 2011 von der Allianz für 8,5 Millionen Euro an die GW Wohnbau GmbH & Co. KG verkauft, die damals einem Unternehmen aus dem Umfeld von München gehörte. 2012 übernahm die Realtec GmbH eines russischen Ehepaars aus Ulyanowsk die GW Wohnbau. Die Realtec gehört seit 2018 einer Frau aus Herrliberg am Zürichsee mit dem Vornamen Iana Alexeievna sowie zwei Stiftungen aus Liechtenstein. Der Bodenrichtwert lag Ende 2010 bei 3700 Euro, Ende 2020 bei 9300 Euro. Damit wäre die Villa nun über 20 Millionen Euro wert. – Die splendide Villa in der Flüggenstraße 5 in der Nymphenburger Villenkolonie Neuwittelsbach gehörte bis 2010 Accumulata, die dort früher auch ihren Firmensitz hatte. Dann verkaufte Accumulata für 3,65 Millionen Euro die Villa an ein Ehepaar aus Moskau. Der Ehemann, ein Oligarch, gilt als enger Gefolgsmann von Wladimir Putin. Die Käufer wurden laut Accumulata über einen Makler vermittelt. Der Bodenrichtwett stieg laut SZ-Bericht von 1800 Euro Ende 2010 auf 6300 Euro Ende 2020. Bis Anfang 2022 stand auf dem Klingelschild der Name Accumulata: Nach dem Hinweis der SZ wurde dieses nun entfernt.17
Nachtrag Januar 2023: Die nächste Oligarchen-Millionenvilla. Reinekestraße 28, Harlaching: 2012 kauften ein Mann und eine Frau aus Luzern mit russischen Namen und Wohnsitz in Russland das Anwesen für 2,95 Millionen Euro. Die Swiss International Advisory Group AG (SIAG) aus Luzern hat im Namen der Eigentümer bei der LBK eine Bauvoranfrage gestellt auf Abriss und Neubau eines Mehrfamilienhauses und eines Einfamilienhauses. Die SIAG steht seit Mitte November 2022 auf einer Sanktionsliste der USA, genauso wie ihr Schweizer Vertreter Alexander Studhalter. Dieser soll eine wichtige Rolle im Firmenkonglomerat von Suleiman Kerimov spielen, einem Oligarchen aus Russland. Studhalters Medienanwalt bestreitet dies. Recherchen der SZ ergaben, dass die Villa im Prinzip leer steht. Eine Anfrage an die Eigentümer am 22.12.2022 wurde bislang nicht beantwortet.18
April 2022: Hohe Inflation – Indexmiete kommt. Bei Staffelmieten werden die jährlichen Mieterhöhungen im Voraus bestimmt; Indexmieten orientieren sich an der Preissteigerungsrate. Seit 2021 steigt die Inflationsrate in Deutschland. Im März 2022 lag sie bei 7,3 Prozent. Die Mieterverbände berichten inzwischen von zunehmenden Indexverträgen bei Neuvermietungen. Der Vorsitzende von Haus + Grund München, Rudolf Stürzer, nannte für den Großraum München eine Indexregelung bei Neuverträgen von 60 bis 70 Prozent; bei Wohnungsvermietungen sind es inzwischen rund 40 Prozent. Im Gegensatz zur Orientierung am Mietspiegel könne mit den Indexmietverträgen Streit vermieden werden. Stürzer empfahl aber, die Spanne der Indexmiete “nicht unbedingt voll auszuschöpfen”. Der Deutsche Mieterbund sieht für Mieter keine Möglichkeit, gegen die inflationsbedingte Erhöhung der Mieten vorzugehen. Der Vermieter muss die neue Indexmiete aber ein Jahr einhalten. Falls aber Modernisierungskosten hinzukommen, ist der Mieter doppelt betroffen.19
April 2022: München agiert gegen Zweckentfremdung. Wohnimmobilien als Geldanlage: ein altes Problem, das sich jetzt noch durch die immens gestiegenen Immobilienpreise verschärft. Häuser und Wohnungen stehen leer, weil die Eigentümer nach zehn Jahren die Immobilie steuerfrei zu beliebig hohen Preisen weiterverkaufen können. Der Steuerberater Franz Xaver Kirschner (FDP) schätzt den Bestand an leer stehenden Spekulationswohnungen in München auf 5000 bis 7000. Kirschner forderte in diesem Zusammenhang eine Steuerfreiheit nach zehn Jahren nur für den Fall, dass die Wohnimmobilie mindestens neun Jahre vom Eigentümer selbst bewohnt oder vermietet war. Das Sozialreferat erklärte, dass die Leerstandsquote “sehr gering” sei; man habe aber keine Leerstands-Daten zum Münchner Wohnungsbestand. 2021 hat das Referat 3253 Verfahren wegen Zweckentfremdung von Wohnraum eingeleitet: Bei 866 von ihnen wurden unter Auflagen Genehmigungen erteilt, in 823 Fällen lag ein Abbruch vor.
Die Stadt München forderte zur Feststellung von Leerstand Tipps aus der Bevölkerung. 2018 gab es hierzu über 3500 solcher Tipps, 2019 waren es 1033, 2020 dann 658 und 2021 nur 576. Als Maßnahme gegen Leerstand hat die Stadt seit Anfang 2022 die Zweitwohnungssteuer von neun auf 18 Prozent verdoppelt. Allerdings fällt es oft schwer, die wirklichen Eigentümer wegen verschachtelter Firmenkonstellationen herauszufinden, die oft im Ausland angesiedelt sind.20
April 2026: Bauwirtschaft prognostiziert Rückgang des Wohnungsbaus. Der Verband der bayerischen Wohnungswirtschaft (VDW) sieht angesichts der Pandemie und des Ukraine-Kriegs, des Materialmangels und steigender Preise für 2023 deutliche Einbrüche beim Wohnungsbau. Die Situation wird für Wohnungsunternehmen, Baufirmen und Handwerker unkalkulierbar. Der norddeutsche Schwesterverband VNW schätzt, dass 86 Prozent der Wohnungsgenossenschaften und -gesellschaften die Aussicht auf Neubauten als schlecht und sehr schlecht einstufen. 60 Prozent wollen einen Baubeginn verschieben.21 – Eine Umfrage des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie ergab, dass 90 Prozent der Bauunternehmen über Preissteigerungen klagten und 80 Prozent über Lieferschwierigkeiten.22
April 2022: Denkmalsturz statt Denkmalschutz. Wenn Nordrhein-Westfalen hier Vorreiter sein soll, dann sieht es für die deutschen Denkmäler denkbar schlecht aus. Die Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, Ina Scharrenbach (CDU), hat ein neues Denkmalschutzgesetz eingebracht, das mit einer Stimme Mehrheit im Düsseldorfer Landtag angenommen wurde und das am 1.6.2022 in Kraft treten soll. Dreizehn Initiativen in NRW haben sich zum Denkmalschutz-Bündnis NRW vereint und in der “Düsseldorfer Erklärung” gegen die Abschaffung des geltenden Denkmalschutzgesetzes ausgesprochen, 24.000 Unterschriften wurden für eine Petition gesammelt: vergebens. Wobei der Schutz im neuen NRW-Denkmalschutzgesetz ein Hohn ist. Denn hinfort werden nicht mehr Fachleute über den Status eines Denkmals entscheiden – und darüber, ob es zu erhalten ist oder abgerissen werden darf. Entscheiden können hinfort Gemeinde-Angestellte. Und die unterliegen den lokalen monetären Interessen von Bürgermeistern und Ratsherren, den Baulöwen und den Investoren. Steffen Skudelny ist Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und konnte keine Notwendigkeit für die Änderung des 42 Jahre alten Gesetzes erkennen. Der Eigentümer eines Denkmals muss bei Sanierung, Umbau oder Abriss den Rat der Unteren Denkmalschutzbehörde einholen, die sich wiederum mit den beiden Landesdenkmalämtern berät. Nun sieht Skudelny die Gefahr, dass bei kleinen Gemeinden der Standesamt-Beauftragte den Denkmalschutz mit verantwortet. Milena Karabaic ist Kulturdezernentin des Landschaftsverbands Rheinland und sieht in der Schwächung der Experten den Schutz des Denkmals gefährdet, weil ein Bürgermeister entscheiden kann, ob das Denkmal eines Parteifreunds abgerissen werden darf. Die Außenwirkung dieses Denkmal”schutz”gesetzes im bevölkerungsreichsten Bundeslandes NRW ist verheerend, weil auch Abrissgelüste in anderen Bundesländern geweckt und Investoren aufmerksam werden.23
April 2022: Elektro-Kette schließt Läden. Erst verdrängten die Ladenketten kleine Läden, jetzt schließen immer mehr Ketten ihre Ladengeschäfte und setzen auf den Online-Einkauf im Internet. So der Elektro-Händler Conrad, der bundesweit fast alle Geschäfte bis November 2022 schließt. In München betraf dies die Standorte Hanauerstraße und Im Tal. Die Belegschaften wurden überrascht, mehrere Tausend Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Für die Situation in der Münchner Innenstadt ist dies nach Kaut-Bullinger und anderen der nächste Tiefschlag; weitere Geschäfte werden mit Sicherheit folgen.24
April 2022: Platzt die Immobilien-Blase? Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung sieht den Boom mit stetig steigenden Mieten und Preisen für Eigentumswohnungen am Ende angekommen. Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die extrem gestiegenen Energiekosten verunsichern die Käufer, deren finanzielle Mittel an ein Limit kommen. Und für Investoren könnten künftig die höheren Zinsen bei Anleihen interessanter sein als die Rendite bei Immobilien.25
April 2022: Mythos 400.000 Wohnungen. Bis 2026 hat Finanzminister Christian Lindner (FDP) für das Wohnbauprogramm 14,5 Milliarden Euro verplant. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) will am 27.4.2022 ein “Bündnis bezahlbarer Wohnraum” vorstellen und hat Bundesländer, Städte und Organisationen wie Haus + Grund, Deutscher Naturschutzring , Baubranche, Gewerkschaften etc. eingeladen. Wohnungsbau auf neuen Baugebieten bzw. die Umwandlung von Feldern und Wiesen hierfür soll vermieden werden. Lösungen sucht das Bündnis u. a. im Bebauen von Baulücken, Aufstocken von Häusern, Umwandlung von Gewerbeflächen in Wohnraum, einer “konsequenten Digitalisierung”. Neubauten und Sanierungen sollen klimafreundlich und ressourcenschonend gestaltet werden. Ein Wissenschaftler aus dem Baubereich äußerte: “Ich verbinde mit dem Bündnis, dass man schöne Ziele aufschreibt und nichts passiert.”26
April 2022: Energieberater ausgebucht. Die Preise für Erdgas und Erdöl gingen wegen des Ukraine-Kriegs im Frühjahr 2022 durch die Decke. Hunderttausende deutscher Hausbesitzer dachten plötzlich über Energiesparmaßnahmen nach. Inzwischen sollen 80 Prozent der Energieberater ausgebucht sein. Um für BAFA oder KfW tätig zu sein, brauchen sie einen Handwerksmeistertitel oder ein Hochschulstudium. Dazu fehlt Fachpersonal: laut Zentralverband Sanitär Heizung Klima aktuell etwa 60.000 Monteure.27
April 2022: Haus + Grund und Mieterverein einig. Das ist selten der Fall: Der Vorsitzende von Haus + Grund München, Rudolf Stürzer, wies auf der jährlichen Pressekonferenz am 26.4.2022 Vermieterinnen und Vermieter, aber auch Mieterinnen und Mieter darauf hin, dass deutliche Mehrkosten – mindestens eine Verdopplung -, für die Heizungskosten im Jahr 2022 kommen werden. Bei einer 80-qm-Wohnung mit bisher rund 1200 Euro pro Jahr für Heizung und Warmwasser würden 2022 etwa 2400 Euro Kosten entstehen. Stürzer plädierte für eine Erhöhung der Abschlagszahlungen – oder eine größere Rücklagenbildung für die Zusatzkosten. Der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit des Münchner Mietervereins, Volker Rastätter, rechnet sogar mit noch Schlimmerem: “Sogar eine Verdopplung bis Verdreifachung der Heizkosten ist leider realistisch.” Haus + Grund, Mieterverein und SWM wiesen gemeinsam darauf hin, dass noch weitere Preissteigerungen möglich seien.28
April 2022: Moloch München immer teurer. Der Vorsitzende des Münchner Gutachterausschusses und Leiter des städtischen Bewertungsamts, Albert Fittkau, präsentierte bei der Jahreshauptversammlung von Haus + Grund die neuesten Zahlen des Münchner Immobilienmarktes 2021. Der Quadratmeter Wohnfläche bei Neubauten kostete in jedem Segment über 10.000 Euro. Die Preise für neue Eigentumswohnungen stiegen in einem Jahr um 10 bis 15 Prozent, für Wohnungen im Bestand um zehn Prozent. Fittkau: “Wenn es so weitergeht, ist bald keine Wohnung mehr unter einer Million Euro zu haben.” 2021 wurden fast 19 Milliarden Euro auf dem Münchner Immobilienmarkt umgesetzt (2020: 13,9 Milliarden Euro), wobei 2021 einige große Areale wie der Tucherpark mit 1,1 Milliarden Euro dazukamen. Drastisch ist auch die Lage bei kleineren Gewerbeimmobilien für Bäcker, Schreiner und kleinere Werkstätten: Dadurch können sich die Gewerbetreibenden kaum noch ein Grundstück leisten. Laut Fittkau hat die Pandemie die Preisentwicklung nicht gebremst. Eine Immobilienblase in München sei wegen des geringen Leerstands nicht zu erwarten.29
April 2022: Preise und jetzt auch Zinsen steigen. Ende 2021 lagen die Zinsen für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Laufzeit unter einem Prozent. Im April 2022 liegen sie bei fast 2,4 Prozent. Gleichzeitig verschulden sich Immobilienkäufer immer höher, weil die Immobilienpreise und die Baukosten steigen. Da viele Haushalte nicht mit steigenden Zinsen kalkuliert haben, wird laut Experten eine Überschuldungswelle kommen.30
April 2022: Königshof heißt jetzt Marriott. Die Familie Geisel hatte das Hotel Königshof seit 1938 im Besitz. Nach dem Abriss des alten Hotelbaus soll der Neubau vom Büro Nieto Sobejano Ende 2023 fertig sein. Im Herbst 2021 verkaufte die Bettreiberfamilie Geisel an die Inka-Holding von Hans Inselkammer, der mit internationalen Hotelketten verhandelte und schließlich mit Munich Hotel Partners (MHP) einen Pachtvertrag abschloss. Nun wird das Hotel als Franchise-Nehmer von JW Marriott betrieben. Diese Marriott-Einstufung liegt zur Freude anderer Münchner Fünf-Sterne-Hotels unter Ritz Carlton und St. Regis vom selben Hotelkonzern.31
- Vgl. auch: Ex-Chef der Deutsche Wohnen kassiert 18 Millionen Euro, in spiegel.de 1.4.2022 [↩]
- Denkmalschutz für alte Villa beantragt, in SZ 4.4.2022 [↩]
- Gerdom, Ilona, Tamtam mit den Gorillas, in SZ 4.4.2022 [↩]
- Draxel, Ellen, Kesselhaus steht vor dem Umbau, in SZ 4.2.2022 [↩]
- Wikipedia; muenchen.de/rathaus, Wimmer, Susi, Mehr Platz für Gerechtigkeit, in SZ 16.12.2020 [↩]
- Susi Wimmer, Justitias Zuhause, in SZ 5.4.2022 [↩]
- Preuss, Roland, Zahlen für den Klimaschutz, in SZ 5.4.2022 [↩]
- Erbersdobler, Julian, Entlastung bei CO2-Abgabe für Mieter, in SZ 9.4.2022 [↩]
- Braun, Stefan, Kompromiss beim CO2-Preis, in SZ 27.5.2022 [↩]
- Hoben, Anna, Grüne Kriterien, in SZ 6.4.2022 [↩]
- Radomsky, Stefan, Wer zuerst kommt, baut zuerst, in SZ 7.4.2022 [↩]
- Topf der KfW-Förderung für Neubauten ist leer – schon wieder, in spiegel.de 20.4.2022; Radomsky, Stephan, Eine Milliarde, drei Stunden, in SZ 21.4.2022 [↩]
- Union prangert Engpass bei Neubauförderung an, in spiegel.de 14.6.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, 11.700 Euro pro Quadratmeter Neubau, in SZ 8.4.2022 [↩]
- www.immowelt.de/immobilienpreise [↩]
- Williams, M., Das ist Ihre Wohnung wert, in tz 7.4.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Ott, Klaus, Die Villen der reichen Russen, in SZ 8.4.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Geheimnis um eine Millionenvilla am Isar-Hochufer, in SZ 4.1.2023 [↩]
- Preuss, Roland, Wie Vermieter die Inflation nutzen, in SZ 13.4.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, Ott, Klaus, Was die Stadt gegen Zweckentfremdung tun kann, in SZ 13.4.2022 [↩]
- Wohnungsbau könnte nächstes Jahr massiv einbrechen, in spiegel.de 18.4.2022 [↩]
- DPA, Wohnungsbau vor dem Einbruch, in SZ 19.4.2022 [↩]
- Weissmüller, Laura, Denkt mal, in SZ 19.4.2022 [↩]
- Bauer, Judith, Conrad schließt Filiale im Tal, in SZ 21.4.2022 [↩]
- Experten erwarten Ende des Immobilienbooms, in spiegel.de 22.4.2022 [↩]
- Preuss, Roland, Verwandeln und verdichten, in SZ 22.4.2022 [↩]
- Jauernig, Henning, Viel gesucht, selten gefunden, in Der Spiegel 17/23.4.2022 [↩]
- Krass, Sebastian, “Eine Verdopplung der Heizkosten ist das Mindeste”, in SZ 27.4.2022 [↩]
- Naujokat, Anita, Bald nichts mehr unter einer Million, in SZ 28.4.2022 [↩]
- Öchsner, Thomas, Der Zins-Schock, in SZ 30.4.2022 [↩]
- Crone, Philipp, Ein neuer Name am Stachus, in SZ 29.4.2022 [↩]