August 2021: Fast 13 Prozent der Haushalte durch hohe Mieten bedroht. Knapp 1,1 Millionen deutsche Haushalte mit 2,1 Millionen Menschen haben durch hohe Mieten weniger als das Existenzminimum zum Leben. Das hat eine Studie der Berliner Humboldt-Universität im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung in 77 deutschen Großstädten mit über 100.000 Einwohnern ergeben. Darin steht: „Wohnen kann arm machen.“ Ärmere Haushalte müssen einen größeren Einkommensanteil für die Miete ausgeben als reichere Haushalte.1
Das spiegelt sich in der im 19. Jahrhundert von Ernst Engel gefundenen Engel-Kurve wieder: Der Einkommensanteil am Gesamteinkommen, den Privathaushalte für ihre Ernährung ausgeben, sinkt mit steigendem Einkommen. Dieser Zusammenhang gilt im 21. Jahrhundert auch für die Miet-Ausgaben.
August 2021: Das nächste Ende. 1794 bekam Andreas Kaut eine Genehmigung für die Papierproduktion. 1805 eröffnete das erste Fachgeschäft für Papier- und Schreibwaren. 1927 erfolgte der Verkauf an Max Bullinger: Damit entstand das Büromittelgeschäft Kaut-Bullinger. Im September 2020 verkauften die zwei Eigentümer-Familien das Geschäftshaus Rosenstraße 8 für einen geschätzten zweistelligen Millionenbetrag im oberen Bereich an den Signa-Konzern von René Benko. Ende Februar 2022 wird Kaut-Bullinger hier geschlossen: Die Konzernzentrale ist seit längerem in 82024 Taufkirchen. Das Gebäude, dessen obere Geschosse seit langem von der benachbarten Galeria Kaufhof genutzt wird, wird vermutlich abgerissen.2
August 2021: Münchner Wasserdurst. Neue, exakte Verbrauchszahlen gibt es nicht. Derzeit braucht die Stadt um die 100 Millionen Kubikmeter pro Jahr. Davon kommen etwa 75 Prozent aus dem Mangfalltal, knapp 20 Prozent aus dem Loisachtal, fünf Prozent aus der Münchner Schotterebene. Die Klimaerwärmung wird den Wasserverbrauch noch erhöhen (Hygiene, Gärten, Grünanlagen etc.), hinzu kommt der Bevölkerungszuwachs auf 1,845 Millionen Einwohner im Jahr 2040.3
August 2021: „Leb wohl, Türkenstraße.“ Unter diesem Titel protestierten Mitglieder des Münchner Forums und hängten dort Plakate der Deutschen Immobilien Partei (DIP) auf. Da standen Slogans wie „Wir entmieten für Sie“, „Wertsteigerung geht am besten ohne Menschen“ und „Wir entsorgen Denkmalschutz für einen entspannten Abriss“ (in Anspielung auf den Abriss der Jugendstil-Treppe Ecke Schelling-/Türkenstraße). Die Ausstellung wurde vom Jungen Forum und dem Arbeitskreis „Wer beherrscht die Stadt?“ organisiert.4
August 2021: Zuzugsgebiet Landshut. Moloch München wächst in alle Richtungen nach außen. So sind die Immobilienpreise im Landkreis Landshut seit 2005 um über 75 Prozent gestiegen, in Landshut selbst um 100 Prozent. Eine Ursache ist die Nähe zum Flughafen München und zur Autobahn sowie der ÖPNV nach München. Dadurch ist Landshut längst Einzugsgebiet des Großraums München.5
August 2021: Milbertshofen: Vom Glasscherbenviertel zum Spekulationsobjekt. Das Erhaltungssatzungsgebiet Milbertshofen wird nach fünf Jahren Ende Oktober 2021 auslaufen. Es soll in die Bereiche „Riesenfeldstraße“, „Frankfurter Ring“, „Nietzschestraße“ und „Rümannstraße“ untergegliedert werden. In diesen Bereichen sind Sanierungen nötig, dazu fallen Sozialwohnungen aus der Bindung. Ohne den Schutz durch ein Erhaltungssatzungsgebiet drohen Luxusmodernisierungen und die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.6
Nachtrag September 2021: Investieren in Milbertshofen. In Milbertshofen stehen noch viele Wohnbauten aus den fünfziger und sechziger Jahren, die sanierungsbedürftig sind. Das Erhaltungssatzungsgebiet reicht vom Frankfurter Ring im Norden zum Petuelring im Süden (plus Rümannstraße). Im Westen ist die Riesenfeldstraße eine Grenze, im Osten die Silcher-, Abt- und Ricarda-Huch-Straße. Am 31.10.2021 wird das bestehende Erhaltungssatzungsgebiet auslaufen, wodurch Investoren angezogen werden. Es wird aber durch eine Erweiterung fortbestehen.7
- Hohe Mieten bringen 2,1 Millionen Menschen ans Existenzminimum, in spiegel.de 4.8.2021; Öchsner, Thomas, Hohe Mieten machen arm, in SZ 5.8.2021 [↩]
- Krass, Sebastian, Kaut-Bullinger schließt Geschäft an der Rosenstraße, in SZ 6.8.2021; Schriever, Julia, Schwarz, Elisa, Demnächst in Ihrem Computer, in SZ 18.2.2022 [↩]
- Wünschel, David, Der Durst der Stadt, i SZ 18.8.2021 [↩]
- https://deutsche-immobilien-partei.de/; Gerland, Katja, Unter dem Brennglas, in SZ 20.8.2021 [↩]
- „Pulsierend“, in SZ 26.8.2021 [↩]
- Draxel, Ellen, Neue Schutzgebiete, in SZ 26.8.2021 [↩]
- Kramer. Lea, Run auf die mittleren Lagen, in SZ 20.9.2021 [↩]