Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Hendricks & Schwartz

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aktualisiert 25.1.2023

Aus dem Lobbyregister des Bayerischen Landtags, Text Hendricks & Schwartz: „Kerngeschäft von Hendricks & Schwartz ist die Begleitung von privaten, kommunalen und staatlichen Vorhabenträgern bei allen Themen rund um die Schaffung von Baurecht und die Erzeugung von Akzeptanz für Immobilien- und Infrastrukturvorhaben bei behördlichen und politischen Entscheidungsträgern. Ein besonderer Fokus von Hendricks & Schwartz liegt, neben klassischen innerstädtischen Entwicklungen, auf Industrie- und Energieprojekten im ländlichen Raum.“1

Aus der Webseite, Februar 2021: „Wir vertreten und schützen die strategischen Geschäftsinteressen unserer Mandanten – in politischen Prozessen und Entscheidungen der Verwaltung, – gegenüber Wettbewerbern, im Falle medialer Angriffe, – gegenüber wissenschaftlichen Einrichtungen, – bei Protesten von Bürgerinitiativen und Kampagnen von NGOs.“2 Das wurde dann abgemildert:
Aus der Webseite, Dezember 2022: „Vorhabenträger von Immobilien- und Stadtentwicklungsprojekten sehen sich in zunehmendem Maße kommunalpolitischen Akteuren oder einer kritischen Öffentlichkeit gegenüber, die mit klassischen Mitteln der Projektkommunikation nur schwer oder ungenügend erreicht werden können. Widerstand und ein verzögerter Planungsprozess sind häufig die Folgen.
Mit unserem bewährten Ansatz für Genehmigungsmanagement und Akzeptanzkommunikation tragen wir zu einem erfolgreichen und beschleunigten Verfahren bei. Ob Baurechtschaffung, Bürgerdialog oder Beteiligungsverfahren – stets setzen wir unsere Konzepte auf Grundlage einer sorgfältigen Analyse der Situation vor Ort effektiv für Sie um.3
GENEHMIGUNGSMANAGEMENT
Wir entwickeln Kommunikationsstrategien gegenüber Politik und Verwaltung, um Ihre Planungs- und Genehmigungsprozesse zu erleichtern.
ÖFFENTLICHER DIALOG
Wir erarbeiten Dialogformate, um Akzeptanz für Ihr Vorhaben bei der betroffenen Öffentlichkeit, v.a. Anwohnern und Bürgerinitiativen, herzustellen.
BETEILIGUNGSVERFAHREN
Wir konzipieren moderne Beteiligungskonzepte, um Widerstände zu kanalisieren und konfliktfrei aufzulösen.
BÜRGERENTSCHEIDE
Wir entwickeln Kampagnen, damit Ihr Vorhaben im Rahmen von direktdemokratischen Entscheidungsverfahren erfolgreich ist.“3
30 Mitarbeiter von Hendricks & Schwartz kümmern sich um die Klientel, vornehmlich aus dem Investoren- und Immobiliensektor. „Im Mittelpunkt unserer Arbeit für unsere Mandanten steht das Management erfolgskritischer Stakeholder. Dabei binden wir alle Beteiligten zielgerichtet ein, verpacken Ihre guten Argumente in wirksame Botschaften, die Gehör finden, und aktivieren Fürsprecher – stets im Sinne einer reibungsfreien und zügigen Realisierung Ihres Vorhabens. Natürlich leiten wir Bürgerbeteiligungsverfahren sachkundig, objektiv und neutral.“3
Aus dem Kontext gehen die Absichten von Hendricks & Schwartz klar hervor: Baurechtschaffung, Akzeptanzkommunikation für Investoren bzw. Immobilienprojekte.

Eigendarstellung. „Die Mitarbeiter von Hendricks & Schwartz verfügen über langjährige Erfahrung auf allen politischen Ebenen, insbesondere der Kommunalpolitik, in Verbänden, und in der Privatwirtschaft. Während unser Research- und Analyseteam durch strukturierte Prozesse erfolgskritische Informationen generiert, ermitteln wir schwer zugängliches Hintergrundwissen über unser Senior Advisory Board, besetzt mit ehemaligen Top-Entscheidern aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Medien, Wissenschaft und NGOs.“ (https://hendricks-schwartz.com/)

Neuer aktiver Gesellschafter. „Seit dem Jahr 2022 ist Feldhoff & Cie. aus Frankfurt am Main aktiver Gesellschafter des Unternehmens. Durch die strategische Partnerschaft verfügt Hendricks & Schwartz über das umfassendste Entscheidernetzwerk in der Immobilien- und Infrastrukturbranche sowie der Politik und dem Öffentlichen Sektor.“ (https://hendricks-schwartz.com/)

Wie sachkundig, objektiv und neutral Hendricks & Schwartz in Bürgerbeteiligungsverfahren agiert, zeigt das Beispiel aus Penzberg.
Penzberg, Rückblick September 2018: In Penzberg wurde ein Vier-Sterne-Hotel an einem Hanggrundstück am Kirnbergsee geplant: Die Gemeinde mit Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) und der BI „Penzberg initiativ“ war dafür, die BI „Kein Hotel am Kirnbergsee“ dagegen. Der Bürgerdialog wurde von Daniel Schreyer vom Kommunikationsbüro Hendricks & Schwartz moderiert und sollte neutral agieren. Auf einen Leserbrief von Bärbel Bierling von der BI „Kein Hotel am Kirnbergsee“, der sich gegen den Hotelneubau richtete und am 21.9.2018 in der SZ Bad Tölz-Wolfratshausen und im Penzberger Merkur veröffentlicht wurde, verfasste Daniel Schreyer einen Antwort-Leserbrief am selben Morgen um 9 Uhr, den er aber nicht unter seinem Namen veröffentlichen wollte. Deshalb schickte er seinen Leserbrief an die Bürgermeisterin mit der Bitte, jemand zu finden, der diesen Leserbrief unter seinem Namen an die Zeitung schicken sollte. Darin stand u. a., dass die Standortgegner sich nicht an Sachlichkeit hielten, sondern Ängste vor weiteren Bebauung und dem Ende des Naherholungsgebiets schürten. Schreyer schlug den SPD-Vorsitzenden Bayram Yerli als Absender vor. Bürgermeisterin Zehentner mailte den Leserbrief Schreyers umgehend an den SPD-Ortsvorsitzenden Yerli und seinen Stellvertreter Stefan König weiter und empfahl, den Leserbrief „als umgehenden Konter zu Frau Bierling weiterzugeben“. Zehentner hatte diese Email aber gleichzeitig auch versehentlich an den Presseverteiler weitergeschickt. Die Gegner des Hotelprojekts hatten seit Beginn an der neutralen Rolle eines von der Stadt Penzberg bezahlten Moderators gezweifelt und Mauschelei vermutet: Die jüngste Entwicklung gab ihnen recht.4

Oktober 2019: Widerstand gegen Nachverdichtung. Die drei Eigentümer der Wohnungsgesellschaft Ludwigsfeld, die Ludwigsfelder Grund und die Projektgesellschaft PG Granatstr. 12 sowie das Planungsreferat haben zu einer Informationsveranstaltung in  das Karlsfelder Bürgerhaus eingeladen. Die von dem Büro Hendricks & Schwartz professionell organisierte Veranstaltung mit Fragebögen und Rundgängen versprach viel und hielt wenig. Die Bürgerbeteiligung wurde von einigen als „Feigenblatt“ bezeichnet, da ja alles längst feststehe. Petra Grünwald von Iglu äußerte im Plenum, man habe den Daten bisher stets hinterherlaufen müssen. Die Gutachten würden nicht herausgegeben mit der Begründung, sie seien für Laien unverständlich. Grünwald antwortete: „Wir haben Fachleute.“ – Darauf Investoren-Vertreter Christoph Jaenicke: „Warum haben Sie die dann nicht mitgebracht?“ Der SZ-Reporter stellte dann fest: „Im Saal daraufhin spürbar: Vertrauen schaffen funktioniert anders.“5
Irgendwann schlägt bei jedem Investor die arrogante Attitüde durch.

Partizipations-Spektakel. Die von dem Büro Hendricks & Schwartz professionell organisierte Bürgerbeteiligung mit Fragebögen und Rundgängen versprach viel und hielt wenig. Eine Infoveranstaltung im Oktober 2019 in der Siedlung Ludwigsfeld verlief stürmisch. Auf einem Plakat stand: „Verdichtung = Vernichtung“. Die Kritiker sammelten vor dem Veranstaltungssaal Unterschriften vor allem gegen die geplanten Neubauten und Nachverdichtungen von 2100 Wohnungen.5 Nun stehen Nachverdichtung plus Neubauten auf einem Acker bevor.67

Investoren veröffentlichen Gutachten. Für die „Nachverdichtung“ der Siedlung Ludwigsfeld haben die privaten Investoren ein Gutachten in Auftrag gegeben. Daniel Schreyer, Vertreter des Büros Hendricks und Schwartz, das den Dialogprozess mit den betroffenen Anwohnern moderiert, erklärte im März 2020, dass die Investoren die Herausgabe der gesamten Dokumente erlaubten. Der Anwohnerverein Interessensgemeinschaft Ludwigsfeld (Iglu) bestätigte das Vorliegen der Gutachten. Auch für den Eggarten hat CA Immo private Gutachten in Auftrag gegeben. Sprecher Markus Diekow gab zunächst an, dass die Gutachten für Laien kaum interpretierbar seien. CA Immo will sie nun herausgeben.8

Hendricks & Schwartz machen den Weg für Investoren frei. Aus der Webseite: „Vorhabenträger von Immobilien- und Stadtentwicklungsprojekten sehen sich in zunehmendem Maße kommunalpolitischen Akteuren oder einer kritischen Öffentlichkeit gegenüber, die mit klassischen Mitteln der Projektkommunikation nur schwer oder ungenügend erreicht werden können. Widerstand und ein verzögerter Planungsprozess sind häufig die Folgen.“9 – Mit unserem bewährten Ansatz für Genehmigungsmanagement und Akzeptanzkommunikation tragen wir zu einem erfolgreichen und beschleunigten Verfahren bei. Ob Baurechtschaffung, Bürgerdialog oder Beteiligungsverfahren – stets setzen wir unsere Konzepte auf Grundlage einer sorgfältigen Analyse der Situation vor Ort effektiv für Sie um.“ – „Im Mittelpunkt unserer Arbeit für unsere Mandanten steht das Management erfolgskritischer Stakeholder. Dabei binden wir alle Beteiligten zielgerichtet ein, verpacken Ihre guten Argumente in wirksame Botschaften, die Gehör finden, und aktivieren Fürsprecher – stets im Sinne einer reibungsfreien und zügigen Realisierung Ihres Vorhabens. Natürlich leiten wir Bürgerbeteiligungsverfahren sachkundig, objektiv und neutral. Unser Leistungsangebot umfasst dabei sämtliche Werkzeuge, die für das aktive Management der relevanten Stakeholder erforderlich sind. Sowohl für den Fall eines akuten Einsatzes, wie auch für eine langfristige strategische Positionierung.“10

Allianz für München will noch mehr Wachstum. In der Allianz für München haben sich etwa 100 Unternehmen vereint, um entgegen dem negativen Trend eine positive Position zu markieren, Einer der Sprecher, Daniel Schreyer von der Immobilien-Lobbyfirma Hendricks & Schwartz, äußerte: „“Fortschritts- und Wachstumskritik prägen die Diskussion über die Entwicklung Münchens“: Deshalb träte die Allianz für München dafür ein, dass sich weiterhin in München gerne Unternehmen ansiedeln, gründen und erweitern“. Dies sei ohne Ausweisung neuer Gewerbeflächen nicht möglich. Weitere Mitgliedsfirmen sind u. a. Ludwig Beck AG, Käfer AG, BHB Bauunternehmung, die Bank Donner und Reuschel.11 Zur Webseite hier
Merkwürdigerweise ist auf der Webseite kein Hinweis auf die mitwirkenden Unternehmen zu finden.
Im Impressum der Allianz für München steht: Ludwigstr. 8, 80539 München. Vertreten durch: Hendricks & Schwartz Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), Tal 15
D – 80331 München. Vertretungsberechtigter Geschäftsführer: Dr. Marc Tenbücken, Daniel Schreyer (https://www.allianz-fuer-muenchen.de/impressum/)

Werkstadt München. So heißt die erste Kampagne der Allianz für München (https://www.werkstadt-muenchen.de/). Die Außenvertretung übernahmen Melanie Hammer, Geschäftsführerin der BHB Unternehmensgruppe, Julian Rautenberg, Direktor bei Donner und Reuschel AG, Mon Müllerschön, Kunstberaterin und Kolumnistin, Christian Greiner, Vorstandsvorsitzender  der Ludwig Beck AG.  Als Adresse ist im Webseiten-Impressum angegeben: Ludwigstr. 8, 80539 München; vertreten durch Hendricks & Schwartz. Der vorgestellte Adventskalender zu München ist übrigens inhaltlich mit Vorsicht zu genießen.

Kurswechsel von der Stadt gefordert. Die Allianz für München wirbt auf ihrer Homepage für Wachstum und Wohlstand. Philipp Heimerl von der Agentur Hendricks & Schwartz stellte im Presseclub das Münchenwiki-Projekt der Allianz vor, die bereits den ehemaligen Betriebsrat von BMW, Manfred Schoch, und den früheren Münchner Kulturreferenten Julian Nida-Rümelin (SPD) zur Diskussion geladen hat, wie gut die Ansiedlung von Unternehmen für das soziale Gefüge der Stadt sind. Die Allianz für München wird auch auf Wochenmärkten und bei den Münchner Bezirksausschüssen „gegen das negative München-Bild arbeiten, das in den letzten Jahren Einzug gehalten hat“, so Heimerl von Hendricks & Schwartz. Nach Berichten von Besuchern tauchen die Abgesandten der Allianz bzw. von Hendricks & Schwartz bereits auf BA-Sitzungen auf.
Die Allianz sieht den Wohlstand auch gefährdet durch Aktivitäten gegen Nachverdichtung -wie das geplante Bürgerbegehren „Lebenswertes München – Höher, dichter, grauer – genug!“ mit den Forderungen nach Erhalt der gewachsenen Stadtviertel, mehr Grün in der Stadt und weniger Gewerbe. (www.lebenswertes-muenchen.de; zum Flyer: hier)12
Interessantes Dementi der AZ:Hinweis: In einer vorangegangenen Version dieses Artikels hat die AZ geschrieben, dass die Allianz für München Dieter Reiter für seine Politik kritisiert, weil er gegen neue Gewerbeflächen sei. Das ist nicht korrekt. Reiter ist nicht gegen neue Gewerbeflächen, die Allianz für München hat ihn auch nicht kritisiert.“

Vgl. auch: Allianz für München, Heller & Partner

  1. Abgerufen am 11.1.2023 []
  2. https://hendricks-schwartz.com/immobilien/, abgerufen am 24.2. 2021 []
  3. https://hendricks-schwartz.com/immobilien/, abgerufen am 27.12.2022 [] [] []
  4. Vecciato, Alexandra, Entlarvender E-Mail-Verkehr, in sueddeutsche.de 25.9.2018 []
  5. Gierlich, Walter, Planen und protestieren, in sueddeutsche.de 20.10.2019 [] []
  6. Sobotta, Jerzy, Schutzschirm im Norden, in SZ 28.2.2020 []
  7. https://www.ludwigsfeld-im-dialog.de/ []
  8. Sobotta, Jerzy, Ein Schritt in Richtung Transparenz, in SZ 10.3.2020 []
  9. https://hendricks-schwartz.com/immobilien/; abgerufen 12.10.2022 []
  10. https://hendricks-schwartz.com/#about; abgerufen 12.10.2022 []
  11. Hoffmann, Catherine, Allianz für Wachstum, in SZ 9.8.2022 []
  12. Steinfurt, Eva von, Politik-Kurswechsel gefordert: München soll mehr wachsen, in abendzeitung.de 22.12.2022 []
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