Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Laimer Schlössl

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Zur Historie. 1433 ging das Grundstück der späteren Agnes-Bernauer-Straße 112 an die Geliebte von Herzog Albrecht III, Agnes Bernauer (*1410, †1435). 1713 hatte Kurfürst Max Emanuel das Anwesen gekauft und als Jagdschloss umbauen lassen. 1792 errichtete Kurfürst Karl Theodor eine Steingut- und Porzellan-Manufaktur. Im 19. Jahrhundert verfiel das Schlössl. 1908 zog der Architekt und Münchner Stadtbaumeister Theodor Fischer dort ein. 1952 kauften die Antiquitätenhändler Karl und Helene Leuthenmayr das Schlössl, das fast 70 Jahre in den Besitz dieser Familie blieb; ein Sohn betrieb dort noch einen Fachhandel für Dekorateure. Die Brüder Leithenmayr verkauften 2018 das Schlössl an eine nicht genannt werdende Privatperson. (Aus Wikipedia)

August 2018: Laimer Schlössl gefährdet. Der Verkauf des Schlössls wurde über eine Kleinanzeige für eine Haushaltsauflösung im Wochenblatt bekannt. Das Schlössl steht unter Denkmalschutz, sein Garten unter Landschaftsschutz. Die Stadt hatte kein Vorkaufsrecht. Bei der LBK war im August 2018 noch kein Bauplan eingereicht worden. Der neue Eigentümer ist unter seiner Grünwalder Adresse nach Recherchen der SZ mit mehr als 20 Firmen gelistet und erklärte, „einen nachhaltigen Beitrag zur Erhaltung des Schlössl zu leisten“.1

Verkauf nicht mehr rückgängig zu machen. Der BA Laim hoffte immer noch, dass Schlössl in städtisches Eigentum gelangen könnte. OB Dieter Reiter hatte schon im August 2018 erklärt, das Schlössl sei nicht in einem Erhaltungsgebiet, es liege auch kein anderer Grund vor, es zu erwerben. Das Ministerium für Wissenschaft und Kunst verneinte ein Vorkaufsrecht aus Denkmalschutzgründen.2

Laimer Charakter geht verloren. Das ist die Befürchtung des BA Laim: Allerorten werden in die historischen Villengärten rückwärtige Neubauten geklotzt. Deshalb fordert der BA einen Bebauungsplan für das Areal Perhammerstraße, Fürstenrieder Straße, Agnes-Bernauer-Straße und Reuterstraße. BA-Mitglied Anette Zöllner (CSU) listete einige aktuelle Orte auf: Von-der-Pfordten-Straße 19, St. Ulrich/Lutzstraße, Laimer Schlössl, Neuburgerstraße 8, Villen am Agnes-Bernauer-Platz.3

Umbaupläne für das Schlössl. Theodor Fischer hatte damals das Schlössl zu seinem Wohnhaus ausgebaut. In dem Wirtschaftsgebäude an der östlichen Seite lebte der Architekt Oskar Pixis, Fischers Büroleiter, mit seiner Familie. Nun will der neue Eigentümer ein 15 Meter langes und 6 Meter breites oberirdisches Garagengebäude in Nord-Süd-Richtung bauen und im Laimer Schlössl fünf Wohnungen und eine Büroeinheit unterbringen. Der Bauantrag ist bereits im Oktober 2019 bei der LBK eingegangen. Die Untere Denkmalschutzbehörde war informiert. Der Enkel Christian Pixis lebt mit seiner Familie in dem Wirtschaftsgebäude: Seiner Meinung nach zerstörten diese Pläne die Ost-West-Verbindung zwischen Pixis-Garten und Schlössl-Garten. Der BA Laim lehnte die Pläne einstimmig ab. Ein Sprecher des neuen Eigentümers erklärte, dass die Planung eigentlich der historischen Vorlage näher komme als der Ist-Zustand.4

  1. Schlaier, Andrea, Kampf um ein Kleinod, in SZ 9.8.2018 []
  2. Schlaier, Andrea, Nichts zu machen, in SZ 19.9.2018 []
  3. Schlaier, Andrea, Gegen den Domino-Effekt, in SZ 28.1.2019 []
  4. Schlaier, Andrea, Riegel im historischen Gefüge, in SZ 10.2.2020 []
Objekt-Nr. 31200

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