Moloch München Eine Stadt wird verkauft

Paulaner-Gelände

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Titelbild: © Oswald Baumeister / Gesellschaft für ökologische Forschung e.V. []

Aus Wikipedia: „Nachdem die Brauerei die Kapazitätsgrenze in der Regerstraße 28 erreichte, wurde 2014 im Stadtteil Langwied der Grundstein für den Brauereineubau gelegt. Seit Februar 2016 wird das Bier komplett in Langwied produziert (Vollbetrieb). (…) Am 4. Juli 2017 wurde die bisherige Paulaner Brauerei GmbH & Co. KG mit der Brau Holding International GmbH & Co. KGaA verschmolzen und ging über in die Paulaner Brauerei Gruppe GmbH & Co. KGaA. Die Paulaner Brauerei war zuvor je zur Hälfte im Besitz der Brauholding International und der Schörghuber Unternehmensgruppe. Die Paulaner-Brauerei ist die Führungsgesellschaft der Paulaner Brauerei Gruppe GmbH & Co. KGaA, die sich zu 70% im Eigentum der Schörghuber Unternehmensgruppe und zu 30% im Eigentum der niederländischen Heineken International B. V. befindet.“

Wertvoller Grund in der Au. Ein wichtiger Grund für die Verlagerung der Brauerei nach Langwied war natürlich die Verwertung des alten Brauerei-Areals in der Au. Bereits 2013 wurden Gespräche mit Bürgern über die Planung geführt.1 Neun Hektar umfassen die drei Paulaner-Grundstücke in der Au, die von der Bayerischen Hausbau (Schörghuber-Gruppe) geräumt wurden. Eigentumswohnungen und geförderter Wohnbau für 3000 Menschen sollen hier gebaut werden. In der Unteren Au entsteht der Paulaner-Verwaltungssitz mit 250 Arbeitsplätzen. Zum Missfallen der Denkmalschützer soll die Fassade des historischen Zacherlbaus in diesen Verwaltungsbau einbezogen werden (Hierl Architekten). Den Wettbewerb um den Wohnblock an der Falkenstraße gewann Steidle Architekten. Das größte ehemalige Paulaner-Gelände liegt zwischen Isar-Hochufer und Regerstraße; hier soll geförderter Wohnbau entstehen. An der Nordgrenze liegen 5,1 Hektar (Rapp & Rapp). Zwei etwas reduzierte Hochhäuser werden von Caruso St. John gebaut. Die Stadt steht mit der Bayerischen Hausbau in Verhandlung, ob sie zum Marktwert weitere Grundstücke abkauft, um den Anteil der geförderten Wohnungen zu erhöhen.2

Grundsteinlegung 23.5.2017. 19.000 Quadratmeter in der Au an der Welfen- und Regerstraße sollen zunächst mit den Welfengärten bebaut werden: 390 Mietwohnungen (davon 70 Sozialwohnungen) und 30 Werkswohnungen für Mitarbeiter der Bauherrin Bayerische Hausbau. Der erste Bauabschnitt ist also quasi der soziale. Die Gesamtfläche der Wohnbebauung am Nockherberg mit den drei Teilarealen an der Welfen-, der Reger- und der Falkenstraße hat in etwa die Größe von 13 Fußballfeldern. Die Geschossfläche beträgt nahezu 150.000 qm. Als Bauzeit wird 2020 bis 2023 geplant.
Beteiligte Architekturbüros sind BKLS Architekten + Stadtplaner, München, Caruso St John Architects, London, Fink + Jocher, München, Hilmer Sattler Architekten Ahlers Albrecht, München, Henning Larsen, München, Rapp+Rapp, Amsterdam, Steidle Architekten, München, Entwurf Sternenhaus: Teamwerk-Architekten, München.3 Am Nockherberg werden 1500 Wohnungen mit 3500 Bewohnern geplant. An der Falkenstraße liegt das Projekt Am Alten Eiswerk (früher Mälzerei, Sudhaus, Gärkeller) mit 212 Wohnungen (55 gefördert).4

September 2017: Erste Preisliste Paulaner-Gelände. Laut Halbjahresbericht des IVD liegt der Quadratmeterpreis für Neubauwohnungen in München bei durchschnittlich 9900 Euro. Da kann das Paulaner-Gelände in der Au mit der Bauherrin Bayerische Hausbau leicht mithalten. Die 1500 Wohnungen sollen bis 2023 fertig sein. Die erste Preisliste Am Alten Eiswerk ist gerade erschienen: Der Quadratmeter kostet ab 9300 Euro und hört bei 20.000 Euro noch nicht auf. Die Tiefgaragenplätze liegen zwischen 42.000 und 47.000 Euro.5
Vgl. auch: München-Preisliste

November 2017: Neue Preisliste. Augenscheinlich waren die hohen Preise der ersten Preisliste vom September 2017 (siehe oben) der Bayerischen Hausbau immer noch zu niedrig. Nachdem ein Drittel der rund 160 frei finanzierten Wohnungen schnell reserviert war, hat die Bayerische Hausbau die Reservierungen gestoppt, angeblich wegen „geringer Planungsveränderungen“. Nun gibt es eine neue Preisliste mit bis zu 15 Prozent höheren Preisen. Drei in der SZ genannte Beispiele: Eine Zwei-Zimmer-Wohnung mit 62 qm im 2. Stock kostete im September 748.000 Euro, im November 851.000 Euro. Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 87 qm im 4. Stock lag bei938.000 Euro, nun bei 1.081.000 Euro. Eine Vier-Zimmer-Wohnung mit 102 qm im 1. Stock war mit 1.063.000 Euro angegeben, nun kostet sie 1.204.000 Euro. Der Quadratmeter kostet zwischen 10.000 und 17.000 Euro, in den Luxuswohnungen ganz oben 20.000 Euro. Anwohner fragten bei einer Informationsveranstaltung den Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau, Jürgen Büllesbach, wer sich denn diese Preise leisten könne. Seine Antwort: solche Personen, „die es sich leisten können“. Man sei auch nicht an der preislichen Spitze des Münchner Immobilienangebots. Die Tiefgaragen-Stellplätze lagen nun bei 45.000 Euro. (Büllesbach ist seit Anfang 2018 für Opes Immobilien tätig.) Bis 2023 sollen die 1500 Wohnungen an der Falken-, Reger- und Welfenstraße nach der Münchner Mischung fertiggestellt sein: 30 Prozent geförderte Mietwohnungen und Wohnungen im München Modell. An der Welfenstraße entsteht eine Anlage mit 290 Miet- und 30 Werkswohnungen.6

Wohnen Am Alten Eiswerk. Aus dem Verkaufstext Bayerische Hausbau (Teil der Schörghuber Unternehmensgruppe) von 2020: „Wohnen in der Au: Zeitlos. Authentisch. Unverwechselbar… grenzt direkt an den idyllischen Auer Mühlbach… Verbindung aus Architektur und Design, Historie und Lage… Das Umfeld ist geprägt von historischen Häusern, kleinen Läden und Cafés“. 3 Zimmer, 5. OG, 135,68 qm, 2.245.000 € (16.223 €/qm). 4-Zimmer 7. OG, 161,08 qm, 3.600.000 € (22.349 €/qm); TG-Stellplatz ab € 45.000 (Aus: www.hausbau.de/wohnen/muenchen/am-alten-eiswerk, abgerufen am 27.1.2020)

März 2019: Kritik an den teuren Wohnungen. Christian Stupka, GIMA-Chef, Sprecher des Bündnisses ProSEM und der Initiative Bodenrecht, äußerte zu den künftigen Wohnungen auf dem Paulaner-Gelände: „Es nützt den Leuten nichts, wenn am Nockherberg Wohnungen entstehen, die 12.000 Euro aufwärts den Quadratmeter kosten.“7

März 2019: Kompensationszahlungen bedrohen Kronepark. Am 25.3.2019 gab es in der Paulaner-Gaststätte eine Einwohnerversammlung mit rund 100 Bewohnern von Giesing und der Au. Grund waren Kompensationszahlungen der Bayerischen Hausbau für die Bebauung des ehemaligen Paulaner-Geländes, da „Ausgleichsflächen“ nicht auf dem eigenen Gelände bereitgestellt werden konnten. Für das Baugebiet Reger-/Hochstraße wurden rund 3,6 Millionen Euro fällig, an der Falkenstraße noch einmal rund 800.000 Euro. Mit zwei Millionen Euro sollte nun der Kronepark „aufgewertet“ werden: Er liegt zwischen Nockherberg und Schmedererweg, wurde 1870 von Carl von Effner angelegt ist etwa zwei Hektar groß und noch im Originalzustand. Mit dem Kompensationsgeld der Bayerischen Hausbau sollte die „Freiraum- und Spielplatzversorgung“ verbessert werden. Diese Verbesserung war nicht im Sinn der anwohnenden Bürger, die mit der Vergrößerung des Spielplatzes eine „Eventarena“ wie an der Isar befürchteten. Ein Anwohner der Eduard-Schmid-Straße äußerte: „Wir, die wir an der Isar wohnen, gehen an schönen Tagen gar nicht mehr hin.“8

Preisliste Becken schlägt Preisliste Bayerische Hausbau. Was kostet heute schon nix? Die luxuriösesten Penthouses der Becken-Holding aus Hamburg auf dem ehemaligen Paulaner-Gelände kosten an die 27.000 Euro. Begründung von Geschäftsführer Stefan Spilker: Das 9000 qm große Grundstück, das man von der Bayerischen Hausbau gekauft hat, sei eben so teuer gewesen. 185 Wohnungen werden im „Hoch der Isar“ in 13 Gebäuden entstehen. Drei Architekturbüros planen sie: su und z Architekten München, holger meyer architektur aus Frankfurt, Rapp und Rapp aus Amsterdam.9
Ob der Name „Hoch der Isar“ die Preise meint?

Vgl. auch: Hoch der Isar

  1. Dürr, Alfred, Die Mitmach-Stadt, in SZ 19.2.2014 []
  2. Anlauf, Thomas, Abbruch und Aufbruch, in SZ 3.5.2014 []
  3. https://www.hausbau.de/unternehmen/portfolio/wohnquartier-am-nockherberg []
  4. Dürr, Alfred, Was lange gärt …, in SZ 24.5.2017 []
  5. Hoben, Anna, Teuer, teurer, Paulaner, in SZ 23.9.2017 []
  6. Hoben, Anna, 87 Quadratmeter, mehr als eine Million Euro, in SZ 28.11.2017 []
  7. Siegert, Myriam, Christian Stupka: Teure Wohnungen am Nockherberg nützen nichts, in abendzeitung-muenchen.de 7.3.2019 []
  8. Korsche, Johannes, Au/Giesing: Unbehagen am Nockherberg, in SZ 26.3.2019 []
  9. Korsche, Johannes, Ein Quadratmeter für 27.000 Euro, in SZ 15.11.2019 []
Objekt-Nr. 33100

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