Wird München wirklich grüner? OB Dieter Reiter und Baureferentin Rosemarie Hingerl stellten Mitte März 2020 die Broschüre vor: „Das städtische Grün wächst“.1 Entgegen allem Augenschein wird die am meisten versiegelte Stadt Deutschlands auf einem ergrünenden Weg gezeigt. Die Gesamtfläche der öffentlichen Grünfläche sei seit 2009 um über 160 Hektar auf 2411 Hektar gestiegen, die der Biotop- und Ausgleichsflächen um über 280 Hektar auf 638 Hektar, die der Blumenwiesen um 250 Hektar auf 700 Hektar.2
In den letzten Jahren wurden laut Studie 22.000 Bäume auf öffentlichem Grund gepflanzt. (Der BN geht von der Abholzung von 2500 Bäumen pro Jahr aus.) Auch die Ausführungen über den Luitpoldpark (S. 55) wirken unrealistisch. Jedes Jahr werden große Bäume gefällt. Tote Bäume bleiben so gut wie nicht stehen.
Angesichts unserer Fotoliste mit öffentlichen Bauplätzen und städtischer Naturzerstörung erstaunen die Zahlen über den Zuwachs der Grünflächen. Wobei natürlich Ausgleichsflächen, wie der Name sagt, zumeist als Ausgleich für Grünvernichtung dienen. Und natürlich kann man „öffentliches Grün“ auch dahingehend untersuchen, wieweit die Anlagen dem viel beschworenem Konzept „Rettet die Bienen“ dienen. Wenn ich mir den sauber gehaltenen und akkurat gemähten Luitpoldpark bei uns ums Eck ansehe, wird da nicht viel für Insekten übrig bleiben. Im Herbst werden mit Laubbläsern große Haufen zusammengeblasen, die dann zu einer zentralen Kompostanlage gefahren werden: Darin überlebt kaum ein Insekt.
Das Laub wird von der Stadtgartendirektion zusammengeblasen und kommt dann auf eine zentrale Kompostierstelle der Stadt München. So werden feinsäuberlich alle Insekten entsorgt, die sich auf einen Winter im Luitpoldpark eingerichtet haben/hätten. Und nächstes Jahr wieder dasselbe …
- Landeshauptstadt München, Baureferat, Gartenbau, Das städtische Grün wächst, München 02/2020 [↩]
- Die Stadt informiert: Mehr Grünflächen für München, in SZ 17.3.2020. [↩]